Dr. Norbert Bischofberger

Anlässlich seines Besuchs bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltung „FAQ-Bregenzerwald“, informierte sich der weltbekannte Mellauer Biochemiker Norbert Bischofberger über den geplanten Kiesabbau am Fuße der Kanisfluh. Nach einer ausführlichen Diskussion mit dem Initiator der Bürgerinitiative „Üsa Kanis“ Markus Zwischenbrugger, nahm er dazu äußerst kritisch Stellung, da der geplante Abbau aus seiner Sicht massive Auswirkungen auf den gesamten Bregenzerwald hätte.

Norbert Bischofberger: “Eine der wichtigsten und wertvollsten Dinge die der Bregenzerwald hat, ist die wundervolle natürliche Landschaft von der wir alle – insbesondere auch der Tourismus – profitieren. Ich finde es – um es klar zu sagen – unüberlegt und um nicht zu sagen idiotisch, ein Projekt an diesem Standort umsetzen zu wollen. Dieses bringt dabei nur wenigen einen Profit. Dafür greift es das an, was unseren Bregenzerwald so schön und wertvoll macht: unsere Landschaft. Und diese wunderschöne Natur nützt uns allen: nämlich den Menschen, die zu uns auf Urlaub fahren und Naherholung suchen und natürlich all jenen, die hier wohnen.”

Dabei kritisiert Bischofberger vor allem den geplanten Standort für den Kiesabbau am Fuße der Kanisfluh. Dieser schadet aus seiner Sicht – und speziell an dieser Stelle – der Umwelt, ist nicht mehr umkehrbar und ein jahrzehntelanger permanenter Eingriff in die Natur. Bischofberger hat ja vor einigen Jahren den ehemals elterlichen Gasthof Sonne in Mellau gekauft und Millionen in einen kompletten Hotelneubau mitten im Mellauer Zentrum investiert.

Norbert Bischofberger auf Wikipedia

Dr. Arnulf Häfele

Warum? Warum müssen gerade wieder so viele Mitbürger dafür kämpfen, dass der Kanisfluh, diesem Wahrzeichen und Werbeträger des Bregenzerwaldes, nicht der Fuß abgegraben wird, um Kies zu gewinnen? Wir haben doch eine Landesregierung, die ein so unfassbares Unterfangen schon im Vorfeld zum Erliegen bringt, oder? Warum hat der Landesrat für Naturschutz, der aus dem Bregenzerwald stammt, den Betreibern dieses Projekts nicht schon im Vorfeld die rote Karte gezeigt? Fragen über Fragen. Es zeigt sich wieder und wieder, dass die Landespolitiker der Mehrheitspartei, die andere Probleme gut gelöst haben, in Fragen des Natur- und Landschaftsschutzes ziemlich feige und mutlos sind.

Aber man kann als Politiker nicht dauernd den Kopf einziehen. Wenn jemand im Land auf die Idee kommt, an der Nordseite der Kanisfluh 800.000 Kubikmeter Gestein abzubauen, dann hätte ein Landeshauptmann die verdammte Pflicht, die Herren an den Tisch zu laden und ihnen im Interesse des Landes zu erklären, dass dies gerade bei der Kanisfluh in dieser europaweit angesehenen Tourismusregion nicht möglich ist. Damit wäre auch der Betreiberfirma gedient, die wahrscheinlich schon einiges Geld in diese verirrte Idee investiert hat. Es gibt einen feinen Unterschied: Man kann als Politiker ein Land verwalten oder führen. Wenn man Vorarlberg nur verwaltet, wird man mit Hinweis auf den Rechtsstaat einen Betreiber beim Wunsch nach einem Kiesabbau an der Kanisfluh auf die Bezirkshauptmannschaft verweisen, dort ein Verfahren eröffnen, vielleicht Alternativen prüfen und hoffen, dass die Amtssachverständigen wissen, bei wem sie angestellt sind. Wenn man aber ein Land führt, wird man bei einem ersten Gespräch auf die möglichen Verfahren verweisen, aber gleich auch erklären, dass die Verwirklichung dieser abstrusen Idee an dieser Stelle dem Tourismus unwiederbringlichen Schaden zufügen würde, vom Landschaftsschutz ganz zu schweigen.

Nur wenige Monate nach dem Grünzonendebakel in Weiler waren nun auch die Bregenzerwälder gezwungen, Unterschriften gegen die Verunstaltung ihrer Heimat zu sammeln. Solche Bürgerinitiativen sind nur dann notwendig, wenn die zuständigen Politiker schon im Vorfeld versagt haben. Das müsste der Landesregierung zu denken geben. Vom Naturell her ist Landeshauptmann Wallner wohl auch ein Gegner des Kiesabbaus am heiligen Berg, aber er hat den ÖVP-Wirtschaftsbund wie einen Klotz am Bein. Der ÖVP-Wirtschaftsbundchef und Bregenzerwälder Hotelier Hans Peter Metzler schweigt und lässt lieber die anderen Hoteliers für die Erhaltung der touristischen Lebensgrundlage kämpfen. Und der Bregenzerwälder Walter Natter will als Geschäftsführer des ÖVP-Wirtschaftsbundes wohl auch seine Pfründe nicht gefährden. Sie alle könnten mit den Baggerboys singen: „Meor baggarot dor Kanisfluoh dor Sockl uafach weg, und füllod uf und scharrod zuo denn mit dam Häusle-Dreck.“ Ist dem Wirtschaftsbund nichts mehr heilig?

Dr.phil. et Dr. jur. Arnulf Häfele
Historiker und Jurist. Er war langjähriges Mitglied des Vorarlberger Landtags.

Prim. Dr. Reinhard Haller

Für einen naturverbundenen Vorarlberger, gebürtigen Mellauer und Besitzer eines Engevorsäßes ist es nicht fassbar, dass ein Kiesabbauprojekt dieser Art auch nur angedacht wird. Unter den von den Gemeinden Schnepfau und Mellau vorgebrachten Bedenken seien folgende hervorgehoben: Es wird das nach Schönenbach schönste, ursprüngliche Vorsäßen­semble zerstört.

Das Naherholungsgebiet zweier Dörfer, der zentrale Teil des Radwanderweges Hinterwald und der Langlaufloipe werden für eine Generation vernichtet. Einem der schönsten Berge des Alpenraumes, der mystischen Kanisfluh, wird eine unheilbare Basiswunde zugefügt. Der Angriff richtet sich gegen Vorsäßkultur, heile Landschaft, Tourismus und Lebensqualität unserer Bregenzerwälder Landsleute, die über die Monströsität gar nicht informiert sind. Widerstand bedeutet keine Wirtschafts- oder Industrie­feindlichkeit.

Neben der Kieswirtschaft gibt es eine Agrar-, Wald-, Jagd-, Freizeit- und Tourismuswirtschaft, deren Interesse viel mehr Menschen betrifft. Zudem ­toleriert Schnepfau jetzt schon zwei Steinbruchbetriebe, hat Mellau über Jahrzehnte Kies für das ganze Land geliefert und werden im Projektgebiet bereits zwei kleinere Abbaubetriebe toleriert. Die Argumente der Betreiber können nicht überzeugen: Weder ist im Hochland des Holzbaus der Betonnotstand ausgebrochen noch sind 7000 Kiesfahrten in 30 Jahren zu 200 pro Tag verhältnismäßig.

Wenn die entscheidenden Behörden Landschafts- und Menschenschutz ernst nehmen, kann es nur eine Antwort geben: Die rote Karte bereits im Vorfeld.

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Hermann Kaufmann

Es gehört schon eine Portion Unverfrorenheit dazu, überhaupt auf die Idee zu kommen, der Kanisfluh einen Teil des Fußes abzugraben, um Kies zu gewinnen. Ich weiß gut Bescheid über die Notwendigkeit des Rohstoffes, aber ich weiß auch um die Einzigartigkeit der Landschaft im Bereich des prägenden Hauptberges des Bregenzerwaldes. Wer hier die Abwägung zugunsten der Wirschaft trifft, der wirkt mit an der Zerstörung der Schönheit des Bregenzerwaldes. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein verantwortungsvoller Mensch übers Herz bringen kann. Für mich ist das die denkbar unmöglichste Stelle für ein derartiges Vorhaben. Ich werde mich mit allem mir zur Gebote stehenden Möglichkeiten dagegen wehren und weiß um eine starke Mitstreiterschaft.

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Johannes Rauch Landesrat

Die Kanisfluh. Sie ist nicht nur ein Berg. Sie ist imposant. Steht da, wie ein Monument, unverrückbar. Wer sich dagegen wehrt, dass man sich an ihr vergreift, steht in der Tradition von Franz Michael Felder.  Niemals, niemals hätte er, der Reformer und Rebell, es zugelassen, dass man, nur des schnöden Mammons wegen, abgräbt, was über Jahrhunderte und Jahrtausende dort entstanden ist. Ist doch wahr!

„Ich will der Wahrheitsgeiger sein und bleiben, auch wenn sie die Geige an meinem eigenen Kopf zerschlagen!“ (F.M. Felder)”


Der Umweltschutzbeirat hat den vorliegenden Text mit zwölf Ja – Stimmen, bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen beschlossen:

Der Umweltschutzbeirat begrüßt die Bemühungen der Gemeinde Schnepfau, das Großraumbiotop Kanisfluh in seiner landschaftlichen Qualität und Naturnähe zu erhalten und spricht sich gegen landschaftszerstörende Eingriffe aus, wie zum Beispiel Kiesabbau am Hangfuß der Kanisfluh.

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Hildegard Breiner Obfrau Naturschutzbund Vorarlberg

“Ständig wird Natur zu Geld gemacht, so funktioniert das System”, erkannte der St. Galler Volkswirtschaftler Hans-Christoph Binswanger bereits vor Jahrzehnten. Aber bei der Kanisfluh darf es einfach nicht so weit kommen. Hier geht es nicht nur um den Eigenwert der Natur, dem endlich der richtige Stellewert eingeräumt werden muss, sondern um einen “Heiligen Berg”.

“Die Kanis, dieses bewunderte, geliebte, beherrschende geologische Wunder, ist sowohl der Symbolberg der Wälderinnen und Wälder, als auch für das Land Vorarlberg – und muss tabu bleiben.”

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Alpenschutzverband Alpenschutzverein

Die Erhaltung intakter Naturlandschaften ist ein Kernthema des Österr. Alpenschutzverbandes und des Vlbg. Alpenschutzvereines.

Das Vorhaben einer Firma, am Fuß der Kanisfluh Material im Ausmaß von 800.000 m³ innerhalb von 30 Jahren abzubauen, wäre aus Sicht des Alpenschutzvereines ein schwerwiegender Eingriff, der aus verschiedenen Gründen strikt abzulehnen ist.

  • Das Kanisfluh Massiv ist nicht nur der bedeutendste Berg der ganzen Region Bregenzerwald, sondern weit darüber hinaus bekannt und als Naturmonument geschätzt.
  • Das jetzt bewaldete Abbaugebiet müsste gerodet werden, um an das Material zu gelangen. Das in vielen tausend Jahren von den Naturprozessen abgelagerte Material und dessen Flora und Fauna  würden in ihrer gewachsenen Struktur unwiederbringlich zerstört.
  • Der geplante Eingriff wäre nicht nur ein Angriff auf ein Identifikations- Symbol des Bregenzerwaldes, es würde gleichsam als offene Wunde des bisher intakten Gesamteindrucks des Berges wahrgenommen.
  • Über den optischen Eindruck hinaus wären damit eine massive Lärmbelastung, Staubemissionen und eine erhebliche Belastung durch den LKW Verkehr verbunden.

Die Unversehrtheit dieses beeindruckenden Berges verbunden mit den  vorgelagerten idyllischen Maisäß-Landschaften ist im Sinne des Gemeinwohls und zugunsten kommender Generationen unbedingt zu erhalten.

Lothar Petter
Obmann Österr. Alpenschutzverband

Franz Ströhle
Obmann Vlbg. Alpenschutzverein

Sandra Schoch Landtagsabgeordnete der Grünen

Nein zum Kiesabbau in Schnepfau

Als geborene Mellauerin unterstütze ich die Menschen, die ihre Wurzeln schützen.

Die Kanisfluh ist unser Hausberg. Dort oben haben die meisten von uns schon als Jugendliche Sonnenaufgänge erlebt. Es geht um eine zutiefst emotionale Angelegenheit, um eine persönliche Sicht auf den Berg, dessen Fuß jetzt durch Kiesabbau verunstaltet werden soll. Es wird quasi an den Wurzeln der Menschen gerüttelt.

Auf der Basis seiner landschaftlichen Schönheit hat sich der hintere Bregenzerwald mit dem sanften Tourismus ein gutes wirtschaftliches Standbein aufgebaut. Die intakte Natur ist damit auch wirtschaftliche Lebensgrundlage.

Dieser wirtschaftliche Aspekt ist wesentlich. Ich sehe keinen Grund, wieso zum Steinbruch in Schnepfau und zum bestehenden Kiesabbau im Wald ein weiteres Stück Landschaft zerstört und Umwelt, Menschen und Tourismus in Mitleidenschaft gezogen werden sollen.

Es ist mir ein großes Anliegen, dass die Region meiner Kindheit für alle, ob sie dort wohnen und arbeiten oder sich erholen, lebenswert bleibt.

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Heinz Gorbach Gastwirteobmann

Im Talkessel von Schnepf­au, Hirschau, Mellau soll inmitten des Tourismusgebietes am heiligen Berg der Bregenzerwälder ein Steinbruch errichtet werden. Man fragt sich: Leben die Leute in dieser Talschaft von Steinen oder vom Tourismus? Fressen die Kühe im Wald neuerdings Steinstaub statt Gras? Kann man daraus vielleicht Steinkäse machen? Man fragt sich weiter: Wer kommt auf eine solche Idee? Welch Geistes Kind sind diejenigen, die das betreiben, die das gutheißen, die darin sogar eine Belebung der Region sehen?

Vor allem aber, was denken sich die Politiker, die das gutheißen? Alle Bemühungen und Investitionen der Zimmervermieter, Gastwirte und Hoteliers, die in den vergangenen Jahrzehnten getätigt wurden, werden mit Füßen getreten. Wo sind sie, die Grünen, die Erben des Kaspanaze Simma? Wo sind sie, die Vertreter der Regio Bregenzerwald? Wo bleibt die Solidarität der Bregenzerwälder Bürgermeister? Wo ist der neue Obmann des Wirtschaftsbundes, wo sind die Vertreter des Bregenzerwald Tourismus und der Landespolitik? Höre ich da einen Aufschrei? Leider nein. Es ist zu wenig, schöne Bilder der Kanisfluh in Hochglanzbroschüren zu zeigen und dabei schöne Reden zu halten.

Werden die Bewohner von Schnepf­au, Hirschau und dem auch betroffenen Mellau wirklich alleine gelassen? Wenn ja, ist das beschämend.

VN Bericht