Regierung dreht jeden Stein um

Landesregierung möchte im Zuge der Kanisfluh-Diskussion den Kiesbedarf erheben. Nun müssten Zahlen, Daten, Fakten her. So jedenfalls beschreibt Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP) das Diskussionsergebnis der schwarz-grünen Landesregierung auf der ersten Regierungssitzung nach der Sommerpause am Dienstag. Die Regierung möchte nun untersuchen lassen, ob überhaupt Kiesmaterial im Bregenzerwald benötigt wird; also den Bedarf. Gleichzeitig lässt sie erheben, wie viel Kapazität die derzeitigen Abbaustätten zur Verfügung stellen können. Die Wirtschaftsabeilung und die Umweltabteilung werden gemeinsam mit der Untersuchung beauftragt. „Wir möchten nun einmal wissen, wie viel Kies benötigt wird. Anhand der aktuellen Zahlen, Daten und Fakten können wir dann weiterdiskutieren“, sagt Schwärzler.

Die Debatte um die Kanisfluh ist nicht zum ersten Mal Thema in der Regierungssitzung. Ausgangspunkt der Diskussion ist der Wunsch der Firma Rüf, an der Kanisfluh Kies abzubauen. Aus dem Widerstand formierte sich eine Bürgerinitiative namens „üsa Kanis“. Firmenchef Christoph Rüf betonte bei einem VN-Stammtisch zum Thema den Bedarf. „Unser Ziel ist es, einen heimischen Rohstoff zu haben und so Lkw-Fahrten zu vermeiden“, sagte er auf dem Podium. Die Gegner befürchten indes, dass ihr Naturjuwel, die Kanisfluh, zerstört wird. Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne) hat deshalb unlängst gefordert, den gesamten Berg unter Naturschutz zu stellen; was er am Dienstag auf VN-Anfrage erneuerte. Georg Grabher, der frühere Vorsitzende des Naturschutzrates, hatte das bereits in den 90er-Jahren gefordert.

Der Vorstoß des Landesrats stieß bei den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden allerdings nicht nur auf Zustimmung. Im Gegenteil. Andreas Simma, Bürgermeister von Au, fand im VN-Gespräch kürzlich klare Worte: „Unter keinen Umständen.“ Schließlich sei auch die Landwirtschaft ein Thema, die Kuhalpen auf Auer Gemeindegebiet hätten schon jetzt zu kämpfen. Der Ortschef von Mellau, Tobias Bischofberger, brachte damals auch den Tourismus ins Spiel, denn auch auf diesen hätte ein Naturschutzgebiet Auswirkungen. Der Schnepfauer Bürgermeister Robert Meusburger war grundsätzlich der Meinung, dass darüber diskutiert werden sollte. Auch darüber „wie wir in Zukunft die Kanisfluh erhalten können“. Kurzum: ein Berg, viele Interessen. Deshalb möchte das Land, zumindest was den Kiesabbau betrifft, jetzt einmal Zahlen haben. Umweltlandesrat Rauch betont jedenfalls: „Diese Erhebung machen wir jetzt, um eine fundierte Grundlage zu haben. Wir wollen wissen, wie hoch der regionale Bedarf an Baurohstoffen ist und wie viel davon bereits in bestehenden Abbaustätten genehmigt ist.“ Ein Zeitplan steht noch nicht fest.

Auch andere Themen standen auf der Tagesordnung der Regierungssitzung. So beschloss die Regierung etwa die Fortführung des Projekts Tandem und der Aktion Demenz. Zudem stimmte sie dem vorläufigen Stellenplan der Berufsschulen zu.

Quelle

VN Bericht